Ausgewählte Kritiken / Rezensionen  
 
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Rezension "Maui fängt die Sonne - Mythen aus Hawaii"  
Frankfurter Allgemeinen Zeitung
 
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot  
     
 
Maui fängt die Sonne
  Maui fängt die Sonne
     
    Mythen aus Hawaii“      
    2001: Wien, Verlag Deuticke      
    € 15,90      
           
           
           
               
 
     
     
  FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, 7. Juni 2001  
     
 
"Maui fängt die Sonne" von Manfred Chobot, Franz Deuticke Verlagsgesellschaft, Wien-Frankfurt 2001. 236 Seiten. Gebunden, 29,80 Mark, ISBN 3-216-30574-0.
 
     
 

Dieses Buch darf man nicht als rationaler Mensch des postmodernen New-Economy-Zeitalters lesen, sondern als ein naiver und damit staunender Träumer, dem der Kosmos aus der Sicht eines Menschen der Traumzeit erklärt wird. Spannend, unglaublich spannend ist das. Manfred Chobot, der österreichische Autor, erzählt prähistorische Märchen aus Hawaii nach, berichtet über Götter, die sich wie Menschen benahmen, sammelte hawaiianische Mythen vom Werden der Welt. Es ist herrlich zu lesen, wie etwa plattgedrückte Pflanzen den Himmel gleichsam im Zorn Zentimeter um Zentimeter weg von der Erde stemmten, damit die Menschen Platz hatten, sich kriechend zu besuchen. Es ist rührend zu lesen, wie der Halbgott Maui die Sonne einfing, weil sie so kurz nur am Himmel über Hawaii stand. Er wollte der Sonne die Beine abschneiden, erzählt Chobot, damit sie weniger schnell laufen könne. Und es ist tröstlich zu lesen, daß die Feuer- und Vulkangöttin Pele, die in keinem Reisebericht über Hawaii fehlt, ein richtiges Krater-Luder war. Weil es freilich immer und überall Sinn der Mythen ist, den Menschen anhand von Göttersagen Recht und Unrecht zu erklären, Angst einzujagen, Tabus zu errichten, Glück zu versprechen, erzählt Chobot nicht nur Mythen aus Hawaii. Es entwickelt sich daraus vielmehr eine Kultur- und Sittengeschichte des polynesischen Inselvolkes, das einst aus Tahiti aufgebrochen war und von dort die allen Götter mitgenommen hatte. Etwa 400 000 Götter, Halbgötter, gottähnliche Wesen, die Mensch und Tier sein konnten, sollen einst das hawaiianische Pantheon bevölkert haben. In sechsundfünfzig Beiträgen widmet sich Chobot immerhin einigen Dutzend. Schon das ist verwirrend genug, wenn der Leser unentwegt mit Wesen namens Puu-hele, Puu-o-kali oder Puu-o-inaina zu tun bekommt.

 
 
 
  (rrs)  
     
 
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