Ausgewählte Kritiken - Rezensionen  
 
back
 
 
Rezension „Der Hund ist tot – Grätzelgeschichten“ – Rudolf Kraus Morgenschtean, U34, Sommer 2012  
     
   
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot  
   
 
  Manfred Chobot        
   

Der Hund ist tot

     
    2012      
    St. Wolfgang, Edition Art Science
     
    97 Seiten
     
   

€ 11,--

     
    Grätzelgeschichten aus 24 Wiener Bezirken
Mit Beppo Beyerl und Gerald Jatzek
2012: Wien, Löcker
328 Seiten
€ 24,80
     
               
 
   
     
     
 

DER HUND IST TOT | BEYERL, CHOBOT, JATZEK

Milanobock und die vierzehn Nothelfer
Sie wissen nicht was Botrytis ist? Milanobock
sind Ihnen kein Begriff mehr? Kein
Grund, ob Ihrer Unwissenheit zu dégobillieren.
Greifen Sie doch einfach zum neuen
Buch von Beppo Beyerl, Manfred Chobot und
Gerald Jatzek.

Die Alszeilen-Bücherschauwidmet
Ihnen:
In Der Hund ist tot wandern die drei Autoren
durch Wien und erzählen Geschichten. In jedem
der dreiundzwanzig Bezirke (als Nachspiel
gibt es noch ein Kapitel 24, den Bezirk
Draußen) halten sie kurz inne, beobachten
Bewohnerinnen und Bewohner und lassen
die Leserinnen und Leser an ihren Beobachtungen
teilhaben.
Wie mit Blitzlichtern ausgestattet beleuchten
sie kurz die Vorstadt, die Substandardwohnung,
das Café, das Spital, erzählen Alltägliches
und Außergewöhnliches, Lustiges und
Makabres. Im Blitzlicht entdeckt man ein
Kind, das in der Nacht, allein in seinem Bett,
zum Schutz gegen die Geräusche aus dem
Schlafzimmer nebenan einen riesigen Bären
beschwört. Oder einen Mann, der sich besser
nicht an einen der vierzehn Nothelfer gewandt
hätte.
Beyerl, Chobot und Jatzek erzählen von Skifahrern
im Stiegenhaus, von Verkaufsshows
und von originellen Lösungen zur Wohnungsverbesserung.
Manch Klassiker erfährt
in Der Hund ist tot eine neue Interpretation.
So verlegt Gerald Jatzek die Story von Crossroads
von Amerika nach Floridsdorf in Wasserpark.
Dass sein Hauptdarsteller Milanobock
trägt und Jatzek damit diesen Ausdruck
der Vergessenheit entreißt, ist ein netter Nebenaspekt.
Bei manchen Geschichten dürften Berichte
aus dem Chronikteil der Zeitungen Pate gestanden
haben. So lässt sich in Manfred Chobots
Lucky Joe unschwer der Prokurist einer
Papierfirma erkennen, der Ende der achtziger
Jahre seinen Arbeitgeber um mehr als 250
Millionen Schilling brachte.
Für jene Leserinnen und Leser, die sich mit
dem Wiener Dialekt und der Stadt nicht so
ganz auskennen, bieten die Autoren am Ende
des Buches ein Glossar an. Es ist umfangreich
und beschränkt sich nicht nur auf Begriffe (Es
werden nicht nur der Vergessenheit anheimgefallene
Dialektwörter erklärt, man erfährt
auch die Bedeutung von dégobillieren und
Botrytis. Vielleicht findet man in einer Neuauflage
auch eine Erklärung für Milanobock.)
sondern erklärt auch die in den Geschichten
erscheinenden Orte und Personen.
Die Illustrationen zu den Geschichten steuerten
Ferdinand „Marshall“ Karl und Gerald Y
Plattner bei. Für die Bilder begaben sie sich
zu den Mittelpunkten der Bezirke und fotografierten
sich mit Selbstauslöser.
Und was hat das alles mit Fußball zu tun?
Naja, nicht viel, aber immerhin beginnt die
erste Geschichte auf der Wieden mit einem
Wiener Derby.
Der Hund ist tot ist ein Buch, bei dem man nur
kurz hinein schmökern möchte, es aber bis
zum 24. Bezirk nicht mehr aus der Hand legt.

 
 
 
 
top