Ausgewählte Kritiken - Rezensionen  
 
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Rezension von „Der Bart ist ab“
Kronen Zeitung, 29.12.2010
 
     
   
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot  
   
 
Der Gruftspion
 

Manfred Chobot

       
   

Der Bart ist ab

     
   

Ein SMS Roman

     
   

2010

     
   

9,90 Euro

     
   

 

     
           
               
 
   
     
     
 

WIENER LOVE-STORY
Nach der Mail-Romanze kommt der SMS-Roman

Die E-Mail-Romanzen von Daniel Glattauer („Gut gegen Nordwind“, „Alle sieben Wellen“) haben einen SMS-Nachfolger bekommen: Der Wiener Autor Manfred Chobot hat seinen Roman „Der Bart ist ab“ in SMS-Form geschrieben. Das besondere an der Love Story zwischen einem verheirateten Mann und seiner Geliebten ist nicht nur seine Erzählform, sondern auch sein Publikationsmittel: Die ersten hundert der fast 2.000 SMS, aus denen die Geschichte besteht, erhalten die Leser 20 Tage lang als SMS auf ihr Handy.
Der Roman, der laut Chobot „irgendwann, vielleicht in einem Jahr“ auch als gebundenes Buch erscheinen soll, wird als „innovativstes Weihnachtsgeschenk 2010“ beworben. Für 9,90 Euro erhält man 20 Tage lang die zwischen den beiden Verliebten hin- und hergehenden SMS auf sein Handy. Wem dies zu lästig wird - oder wer schneller wissen will, wie die Affäre ausgeht -, kann jederzeit die Zusendungen stoppen und den restlichen Roman gleich als Pdf ausdrucken.
„Der erste SMS-Roman, der auch in SMS-Form erscheint“, wie die Werbung verspricht, ist „Der Bart ist ab“ jedoch nicht. Laut „netzeitung“ hatte der chinesische Schriftsteller Qian Fuzhang 2004 seinen Roman „Aus der Festung“ als SMS-Fortsetzungsroman veröffentlicht: „Über zwei Monate hinweg bekamen die Abonnenten jeden Morgen um 10 Uhr eine Folge auf ihr Mobiltelefon.“
2007 veröffentlichte der finnische Autor Hannu Luntiala mit „Viimeiset viestit“ („Die letzten Nachrichten“) einen Roman, in dem der Ex-Chef eines IT-Unternehmens auf einer Reise durch Europa und Indien ausschließlich per SMS Kontakt zu seinen Freunden und Verwandten hält. Der aus rund 1.000 Kurznachrichten bestehende 330-seitige Roman wimmelt dabei nicht nur vor den üblichen Abkürzungen, sondern auch vor Fehlern, wie sie beim schnellen Tippen auf der Handytastatur vorkommen.
Auch andere virtuelle Kommunikationsmittel wurden bereits für die Literatur entdeckt: Den angeblich ersten Twitter-Roman brachte 2009 der US-Amerikaner Matt Stuart heraus, während der in Österreich und Ungarn lebende Kommunikationsfachmann und Mediengestalter Teglasy Gergely sich rühmt, am 1. Juli mit „Zwirbler“ den weltweit ersten Facebook-Roman ins Leben gerufen zu haben.

 
 
 
 
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