Ausgewählte Kritiken - Rezensionen  
 
back
 
 
Rezension "sport gedichte"- Karl-Markus Gauß  
"Wiener Tagebuch", Nr. 12/89
   
   
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot  
   
 
  Sportgedichte
     
    1989: Wien, herbstpresse      
    broschiert      
    € 10,00      
    (Restexemplare beim Autor)      
           
           
               
 
   
     
  Porträt des Autors als an Land gespülter Schwimmer  
     
 

...
"Sportgedichte" ist Chobots neues, sein sympathisches Buch betitelt, das, man verzeihe den Kalauer, den hier die Realität zu verantworten hat, diesen Herbst in der "herbstpresse" erschienen ist. "mit 16 versuchte ich in der schule durchzufallen / um mehr trainieren zu können" schreibt Chobot in einem seiner autobiographischen Gedichten, die meist auf eine Pointe des Erkenntnis-Gewinns zulaufen; wenn sich Chobot der Kilometer erinnert, die er Tag für Tag und Länge für Länge schwimmend abarbeitete, dann ist damit keine ihrerseits verbissene Kritik an dem Spaß gemeint, den das Kicken, Schwimmen, Turnen bereit kann - und zu dem der Wunsch des Gelingens, des Bessermachens, ja des Steigerns von Fähigkeiten und Leistungen wohl unverzichtbar gehört; nein Chobot setzt dort an, wo sich Sport, normierte Erziehung und Drill durch Leistung zur Schule der Anpassung vereinen.

"zweckmäßig" lautet der Titel eines Gedichtes: "nach beendigung der / winterspiele in lake placid / wurde das olympische dorf / in ein jugendgefängnis / umfunktioniert." Und wenn Chobot mit der Nachricht konfrontiert wird, daß Reinhold Messner den höchsten Berg der Welt eben ohne Sauerstoffgerät erklommen hat, fällt ihm ein, wie er einst, noch als Jüngling, dem der Sinn des Lebens in die Sekundenbruchteile geflüchtet war, um die er seine Strecke schneller schwimmen konnte, auf die Nachricht von einer anderen Spitzenleistung reagiert hatte: "ich war begeistert als der / erste mensch auf dem mond gelandet ist / eine ungeheure sinnlosigkeit / aber ein umwerfendes ereignis".


 
   
 
Karl-Markus Gauß
 
 
 
     
     
 
top