Ausgewählte Kritiken - Rezensionen  
 
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Rezension "Spreng-Sätze"- Hans Heinz Hahnl  
„AZ – Arbeiter-Zeitung“, 19. August 1988
   
   
 
     
 
 
     
  Manfred Chobot  
   
 
Spreng-Sätze
  Spreng-Sätze.
     
    Satiren und Gegen-Sätze“      
    1987: Wiener Neustadt, Weilburg-      
    Verlag      
    broschiert      
    vergriffen      
           
               
 
   
  Witz als Waffe der Satire  
   
 

Manfred Chobot, nun auch schon ein Vierziger, Autor von Satiren, nicht minder satirischen Dialektgedichten, für sein Engagement zu rühmen, hat man im Zeitalter der Postmoderne Bedenken. Denn angeblich waren auch jene, die links waren, als links Mode war, und sich dann blitzschnell dem Innerlichkeitstrip angeschlossen haben, engagiert. Er unterscheidet sich aber nicht nur moralisch von den Berufsengagierten. Er ist ein witziger Engagierter, was nicht heißt, wie ihm auch schon nachgesagt worden ist, daß er sein Engagement durch Humor entschärft, daß er den Lesern durch Lachen den Zorn austreibt. Die sanfte Tour seines satirischen Engagements mildert aber dieses nicht. Er stellt sich, was schon immer ein Trick der Satiriker war, naiv. Da fragt einer, angeblich bescheiden, an, wie es um diese und jene Sache stehe, und deckt damit gleichsam ohne sein Dazutun die Absurditäten unseres politischen, sozialen und kulturellen Lebens auf.

Er wühlt im Alltag, und da stoßen ihm die Phrasen, die unfreiwilligen Zeugnisse von Gemeinheit, Brutalität, Dummheit und Ungerechtigkeit auf. Tief muß man ja nicht gehen, um auf die alten Nazis zu stoßen, auf die Beschwichtigungshofräte und die Handlanger der Macht mit der Faust und der Feder.

Er nennt seine Prosa, die er mit Illustrationen von Ernst Zdrahal im Weilburg-Verlag herausgegeben hat, mit Recht „Spreng-Sätze“. Graphiken gibt es auch in seinem in der Reihe „Frischfleisch“ erschienenen „Lesebuch“, diesmal von Franz Schwarzinger. Beide Bände zeigen, daß Chobot seine Satire nicht wie andere Kritiker im Lande Nirgendwo, sondern hier und jetzt in Wien angesiedelt hat. Er scheut sich nicht davor, Namen zu nennen, wenn er einen Club 2 über die Kulturförderung erfindet. Da steht wohl nichts Neues, aber die alte Wahrheit ist hier wie in seinen anderen Lesestücken griffig formuliert.

 
   
 
Hans Heinz Hahnl
 
 
 
     
     
 
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